Gesang, Geige
Schon seit Kindheitsbeinen an flechten sich in Julia Lacherstorfers Leben vielfältige Musikerfahrungen in die Selbstverständlichkeit des Alltäglichen. Im Haus der Lacherstorfers im Oberösterreichischen Traunviertel werden seltsam anmutende Klänge, wie das Schnarren der Drehleier des Vaters, das Klackern des Spinnrades der Mutter oder das aus dem Obergeschoss dringende Akkordeonspiel des Großvaters schnell zu vertrauten Klängen und Geräuschen, die Julias Kinderohren prägen. Beide Elternteile sind volksmusikantisch aktiv, weshalb sowohl der Tanzboden, als auch die Bühne zu vertrautem Terrain zählen. Aber nicht nur die heimischen Traditionen sind in den Alltag der Familie verwoben – auch der Austausch mit anderen Musikgruppen wird über Landesgrenzen hinweg gepflegt. In der schier unerschöpflichen Plattensammlung des Vaters offenbart sich der kleinen Julia ein musikalisch reichhaltiger und vielfältiger Kosmos, den sie sich nach und nach zu eigen macht. Auf den jährlich stattfindenden Musikant*innenwochen entpuppt sich schließlich die Geige als bevorzugtes Instrument und Ventil ihres kreativen Ausdrucks.
Bis heute schöpft Julia Lacherstorfer Kraft und Inspiration aus den musikalischen Erfahrungen ihrer Kindheit und der volksmusikalischen Tradition ihrer Heimatregion, ohne dabei den Sinn für Gegenwärtiges zu verlieren. Die Unmittelbarkeit und das freie Spiel des Musikant*innentums findet sie später in der improvisierten Musik eher wieder, als in der klassischen, sogenannten E-Musik. Nach einem Schulmusik-Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, setzt die in jungen Jahren schon sehr bühnenerfahrene Musikerin deshalb ihren Ausbildungsweg donauaufwärts an der Anton Bruckner Universität in Linz im Fach Jazz und improvisierter Musik fort.
Mit der Gründung des Ensembles „Alma“ und dem Duo „Ramsch und Rosen“ 2011 erfüllt sich Lacherstorfer einen langjährigen Wunsch, nämlich, sich an der Seite jener Partner*innen künstlerisch zu professionalisieren, denen sie sich musikalisch und menschlich am nächsten fühlt. Mit Ihnen gemeinsam widmet sie sich der Verwertung traditioneller Aspekte in der österreichischen und europäischen Volksmusik und achtet dabei stets auf die Transportierbarkeit in die heutige Zeit.
Als Komponistin lotet Lacherstorfer die Grenzen zwischen Vertrautem und Unerwartbarem aus, zwischen der Eingängigkeit traditioneller Melodien und der Unberechenbarkeit, die improvisierter Musik innewohnt. Als Performerin legt sie besonderen Stellenwert auf den Bezug zum Publikum, lässt Bilder und Assoziationen zu, um ihre Musik nachvollziehbar und erlebbar zu machen.
Mit ihren mittlerweile mehrfach preisgekrönten Ensembles „Alma“ und „Ramsch und Rosen“ hat die 33-jährige Musikerin bereits die etabliertesten Konzertbühnen und Festivals Österreichs (Wiener Musikverein, Wiener Konzerthaus, Brucknerhaus, Porgy & Bess..) bespielt und konzertiert längst international. (Dänemark, Schweden, Irland, Spanien, Armenien, Peru, Mexiko, USA , uvm..)
Nicht zuletzt durch ihre langjährige Tätigkeit als Workshopreferentin im Bereich Volksmusik, Jodeln und Improvisation und durch die Übernahme der Intendanz des Festivals wellenklænge in Lunz am See seit 2018, nimmt Julia Lacherstorfer nun auch Einfluss auf Gegenwart und Zukunft, indem sie Musiker*innen und Künstler*innen eine Plattform bietet. Als Performerin und Komponistin besticht Julia Lacherstorfer durch ihre Spielfreude, Virtuosität und künstlerische Neugierde und ist deshalb aus der österreichischen Musikszene längst nicht mehr weg zu denken. Eingebettet in zahlreiche Band-Formationen, Ensembles und Spielarten, hat sie im Herbst 2020 ihr erstes Solo-Album SPINNERIN [a female narrative] veröffentlicht, welches sich großer medialer Aufmerksamkeit erfreuen durfte. Dabei begibt sie sich dabei auf eine musikalische Spurensuche nach weiblicher Identität, nach ihrem gegenwärtigen Bezug zur Welt und sich selbst.